SU

DIGITALISIERUNG Immer mehr digital: Werden Senioren vom Leben ausgeschlossen?

07. 06.24

Von Anke Gellert-Helpenstein
Wolfgang Pitz am Bahnhof in Goch. © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein
Kreis Kleve. Ob Tickets bei der Bahn, Termine beim Arzt oder SozialantrĂ€ge – hĂ€ug geht das nur online. So werden Ă€ltere Menschen ausgegrenzt.
 Die CDU-Senioren-Union Goch mit ihren 250 Mitgliedern wendet sich einmal mehr massiv gegen Diskriminierung und Ausgrenzung Ă€lterer Menschen. In diesem Fall stĂ¶ĂŸt den Gochern besonders bitter auf, dass einige Angebote der Deutschen Bahn nicht digital versierte Menschen ausgrenzt. Wolfgang Pitz (83) Vorsitzender der Gocher CDU Senioren Union: „Wir protestieren gegen eine drastische Benachteiligung bei der Benutzung der MobilitĂ€tsangebote. So stehen FahrpreisermĂ€ĂŸigungen durch Sparpreise uns nicht ohne digitale Barrieren zur VerfĂŒgung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) fordert zurecht von der Deutschen Bahn auch den analogen Zugang zu allen Angeboten der Bahn. Es ist ein Unding, dass Menschen von gĂŒnstigen Angeboten ausgeschlossen werden, nur weil sie nicht ĂŒber die neueste Technologie verfĂŒgen. Bahnfahren ist fĂŒr alle da und nicht auf die Generation Smartphone beschrĂ€nkt.“ 

Bahncards 25 und 50 nicht mehr als Plastikkarte

Auf Anfrage der NRZ erklĂ€rte eine Bahnsprecherin der in Berlin ansĂ€ssigen Pressestelle: „Ganz klar: Auch in Zukunft kann die BahnCard in analoger Form – dann als Papierausdruck – mitgefĂŒhrt werden. Wir versenden lediglich keine Plastikkarten mehr. Das spart 30 Tonnen PlastikmĂŒll pro Jahr.“ Außerdem wĂŒrden heute 90 Prozent aller Fernverkehr-Tickets digital ĂŒber bahn.de oder die App DB Navigator gekauft. Vor zehn Jahren waren es noch 51 Prozent. Im Nahverkehr werden mittlerweile 78 Prozent der Tickets digital gebucht.
Die Sprecherin ergĂ€nzt: „Darum bauen wir unsere digitalen Angebote kontinuierlich weiter aus. Mit der Umstellung der BahnCards gehen wir nun ganz aktuell einen weiteren Schritt bei der Digitalisierung. Ab dem 9. Juni werden wir die BahnCards 25 und 50 beim Neukauf oder bei der VerlĂ€ngerung bestehender Abonnements als rein digitales Produkt ausgeben. Gerade hier hat das digitale Angebot fĂŒr unsere Reisenden große Vorteile: einmal in der App DB Navigator hochgeladen, ist die digitale BahnCard immer und ĂŒberall dabei und kann nicht mehr verloren gehen.“
„Woher sollen Alleinstehende dann ihren Ausdruck bekommen? Das gilt ja auch fĂŒr viele SozialantrĂ€ge, die von den Antragstellern ausgedruckt werden sollen. Und viele von uns Senioren haben ein Smartphone – ja, aber umgehen können die meisten damit nicht. Ganz viele haben auch gar keine Email-Adresse. Hier ist UnterstĂŒtzung dringend nötig, um Altersdiskriminierung zu vermeiden“, weiß Pitz. Er selbst ist froh, dass es in der Gocher Verwaltung zumindest eine „wirklich hoch motivierte“ (Pitz) Seniorenbeauftragte gibt, die sich fĂŒr die Belange der Älteren einsetzt. Und Pitz und seine Kollegen beteiligen sich an der „Aufsuchenden Beratung“, um zu helfen, wo es geht.

Lösungen mit der Hochschule erarbeiten

Digitale Teilhabe ist in immer mehr Lebensbereichen ein Thema – es geht bald nicht mehr ohne. Das wissen auch SeniorenbeirĂ€te. Letztere haben auch in Kalkar und Uedem das Thema schon lange auf der Agenda stehen. So wurde bereits vom Seniorenbeirat Uedem mit dem Vorsitzender Manfred Unger und Rainer Bies sowie Brigitte Weyers (Vorsitzende des Seniorenbeirats in Kalkar) an konkreten Lösungen gearbeitet. Der PrĂ€sident der Hochschule Rhein-Waal Kleve, Prof. Dr. Oliver Locker-GrĂŒtjen, hatte das agile Trio auf Anfrage zu einem Termin eingeladen.FĂŒr Ältere gibt es nach wie vor einen Papierausdruck
Dennoch weiß die DB um den Wunsch gerade auch der Ă€lteren Generation nach analogen Alternativen. „Deswegen können Kunden auch in Zukunft statt der App einen Papier-Ausdruck der BahnCard im Zug vorzeigen. Alle BahnCard-Kunden können in ihrem Kundenkonto auf bahn.de ein Ersatzdokument (eine BahnCard 25/50 in Form eines PDF-Dokuments mit QR-Code) abrufen und bei Bedarf auf Papier ausdrucken. Wem das Selbstausdrucken gar nicht möglich ist, der kann einen solchen Ausdruck kostenlos auch im Reisezentrum erhalten.“
Nicht drumherum kommen alle Kunden aber um ein Kundenkonto, wenn sie die BahnCard 25 bzw. 50 haben möchten – sie benötigen also auf jeden Fall eine Email-Adresse.

Senioren wollen oft einen Ausdruck

Zu den Sparpreisen im Reisezentrum: Hier gibt weiterhin Spar- und Super Sparpreise. Kunden erhalten auf Wunsch einen Papierausdruck ihres Tickets. Allerdings werden die Sparpreis-Tickets auch im Reisezentrum als digitale Tickets ausgegeben, erklĂ€rte die DB-Pressestelle. Das nĂ€chste DB Reisezentrum befindet sich ĂŒbrigens in Kleve. Goch hat keins. Auch das ist fĂŒr einige Senioren ein Problem, wenn sie nicht mehr mobil genug sind.

„Woher sollen Alleinstehende dann ihren Ausdruck bekommen? Das gilt ja auch fĂŒr viele SozialantrĂ€ge, die von den Antragstellern ausgedruckt werden sollen. Und viele von uns Senioren haben ein Smartphone – ja, aber umgehen können die meisten damit nicht. Ganz viele haben auch gar keine Email-Adresse. Hier ist UnterstĂŒtzung dringend nötig, um Altersdiskriminierung zu vermeiden“, weiß Pitz. Er selbst ist froh, dass es in der Gocher Verwaltung zumindest eine „wirklich hoch motivierte“ (Pitz) Seniorenbeauftragte gibt, die sich fĂŒr die Belange der Älteren einsetzt. Und Pitz und seine Kollegen beteiligen sich an der „Aufsuchenden Beratung“, um zu helfen, wo es geht.

Lösungen mit der Hochschule erarbeiten

Digitale Teilhabe ist in immer mehr Lebensbereichen ein Thema – es geht bald nicht mehr ohne. Das wissen auch SeniorenbeirĂ€te. Letztere haben auch in Kalkar und Uedem das Thema schon lange auf der Agenda stehen. So wurde bereits vom Seniorenbeirat Uedem mit dem Vorsitzender Manfred Unger und Rainer Bies sowie Brigitte Weyers (Vorsitzende des Seniorenbeirats in Kalkar) an konkreten Lösungen gearbeitet. Der PrĂ€sident der Hochschule Rhein-Waal Kleve, Prof. Dr. Oliver Locker-GrĂŒtjen, hatte das agile Trio auf Anfrage zu einem Termin eingeladen.